Behind the Scenes

Der gestiefelte Kater und sein Italowestern-Comeback

Nach elf Jahren kehrt der gestiefelte Kater im Italowestern-Stil auf die Leinwand zurück, um einen mythischen Wunschstern zu erbeuten. Welche neuen Ideen in dem Universal Pictures und DreamWorks Animationsfilm „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“ stecken, darüber wird hier berichtet.

M. Rösner | 30. Dezember 2022, geändert am 14. Dezember 2023

Der gestiefelte Kater ist fulminant zurück! Klicke aufs Bild, um zum YouTube-Trailer zu gelangen. (Foto: Universal Pictures)

Als der gestiefelte Kater (gesprochen von Benno Fürmann) nach seinem achten Tod wiedererwacht, muss er von einem Tierarzt (Carlos Lobo) erfahren, dass ihm nur noch ein Katzenleben geblieben ist. Von nun an heißt es, sorgsam mit diesem Leben umzugehen und die Dinge langsamer angehen. Nicht einfach für den leicht ergrauten Kater mit dem umwerfend spanischen Akzent. War er doch bisher für jedes doll dreiste Abenteuer zu haben.

Um wieder an neue Katzenleben zu gelangen und somit sein altes Leben zurückzubekommen, begibt er sich auf den langen Weg in den schwarzen Wald, um dort den mythischen Wunschstern zu finden. Wie es der Zufall will, begleiten ihn auf seiner Mission die gerissene Kitty Samtpfote (Carolina Vera), mit der er schon sein letztes Abenteuer meisterte und der kleine gutmütige Hund Perrito (Riccardo Simonetti).

Der nette Tierarzt überredet den gestiefelten Kater, seinen heldenhaften, aber risikoreichen Lebensstil aufzugeben. (Foto: Universal Pictures)

Inspiration durch Sergio Leones Italowestern

Unter der Regie von Joel Crawford und dem Produzenten Mark Swift (beide arbeiteten bereits gemeinsam an „Die Croods – Alles auf Anfang“ 2020) begibt sich der gestiefelte Kater in sein neuestes Abenteuer. Darin gerät er schnell in Konkurrenz mit einigen ruchlosen Gestalten, von denen jeder für sich den mythischen Wunschstern haben will. Darunter Goldlöckchen mit ihren drei Bären, der fiese Kopfgeldjäger „großer böser Wolf“ sowie der Bösewicht und Großbäckerei-Besitzer Jack Horner.

Für den Animationsfilm ließen sich Crawford und Swift von Sergio Leones Western-Klassiker „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) inspirieren. Hierzu berichtete Mark Swift: „Es geht um alle möglichen verschlagenen Schurken, die sich alle um denselben Schatz streiten. Wir wollten den Stil des Films am Western orientieren – mit vier sehr verschiedenen Typen, die alle dem jeweils einen Wunsch nachjagen, von dem sie glauben, dass seine Erfüllung ihr Leben verändern wird.“

In Mama Lunas Katzen-Pension muss sich der gestiefelte Kater an ein ruhiges Leben gewöhnen – oder auch nicht? Perrito bietet ihm derweil als angehender Therapiehund „bauchreiben“ an. (Foto: Universal-Pictures)

„Um die Höhen richtig spüren zu können, muss man auch die Tiefen durchleben“

Gemäß der Tollkühnheit des Titelhelden wagten sich die Filmemacher mit ihrer Geschichte auch in unbekannte Gefilde. „Es gibt einen düstereren Unterton, der an die Märchen der Gebrüder Grimm erinnert“, erzählte Regisseur Joel Crawford. Der Kater ist ein Abenteurer an einem Wendepunkt, mit dem er sich noch nie hat auseinandersetzen müssen. Dies führt ihn dazu, noch einmal zu überdenken, wer er ist und wie er lebt. „Der Grundton des Films zielt definitiv auf Spaß und Freude, aber um die Höhen richtig spüren zu können, muss man auch die Tiefen durchleben“, wie Crawford meinte. „Der Kater verspürt eine Angst, die absolut nachvollziehbar ist: Könnten seine besten Jahre womöglich hinter ihm liegen? Aber diese Frage liegt nur an der Oberfläche. Auf einer tieferen Ebene geht es darum, das Leben zu feiern und mit ihm all die wundersamen Erfahrungen, die uns gestattet sind.“

Um das Leben im Hier und Jetzt zu genießen, bekommt der gestiefelte Kater Hilfe von dem kleinen Perrito, der vorhat, ein Therapiehund zu werden. Er zeigt dem Kater auf witzige Weise, wie Achtsamkeit geht, indem er ihn unter anderem ermuntert, seinen Bauch zu reiben oder an Rosen zu riechen.

Joel Crawford und sein Kreativteam erstellten 65 verschiedene Todesarten

Wie immer bei Animationsfilmen sind die Arbeiten so vielfältig, dass es nicht nur einen Regisseur gibt. Als Co-Regisseur wurde Joel Crawford von seinem ehemaligen Mitarbeiter Januel Mercado, mit dem er seit einem Jahrzehnt zusammenarbeitet, unter anderem „Kung Fu Panda 2“ (2011) und „Die Croods – Alles auf Anfang“ unterstützt.

Januel Mercado meinte über die Zusammenarbeit: „Wir wissen beide, wie es sich anfühlt, wenn es in der Karriere in der Kreativwelt auf und ab geht.“ Außerdem ergänzte er über die Entwicklung des Katers: „Viel von der Figur steckt in uns beiden, und ich hoffe, dass das Publikum die Leidenschaft und die Hingabe, die Lust und die Unverwüstlichkeit unseres gesamten Teams spürt, wenn es den Film ansieht.“

Neben Joel Crawford, Januel Mercado und Mark Swift gehörten zum Kreativ-Team noch Heidi Jo Gilbert (Head of Story) und Drehbuchautor Paul Fisher (beide arbeiteten zusammen an „Die Croods – Alles auf Anfang“, Paul Fisher außerdem am ersten gestiefelten Kater Film 2014).

Kitty Samtpfote und der gestiefelte Kater streiten um die Karte, auf der der Weg zum mythischen Wunschstern angegeben ist. Perrito ist mit guter Laune und lebensfrohen Ratschlägen dabei. (Foto: Universal Pictures)

Dieses Team verbrachte viel Zeit miteinander und lotete gemeinsam aus, wie man die Geschichte am besten erzählen sollte. „Zwei Jahre lang waren wir unzertrennlich“, berichtete Produzent Mark Swift. „Wir saßen zusammen und arbeiteten uns durch jede einzelne Sequenz. Paul zog dann los und schrieb es, kam zurück, wir nahmen es uns wieder vor. Wir mussten jede einzelne Sequenz für sich abstimmen und dann in die Geschichte einpassen. Das funktionierte gut für uns, und wir fanden einen gemeinsamen Rhythmus.“

Für den achten Tod des gestiefelten Katers kamen so 65 verschiedene Ideen zusammen. Kein Wunder, das in die Geschichte dann seine sieben vorherigen Todesursachen eingebracht wurden. Seinen letzten Tod erlitt er durch eine herabstürzende Kirchenglocke. Außerdem wurde er von einem Stier gerammt, von wütenden Hunden zerrissen, fiel betrunken von einem Turm, wurde erschlagen durch eine schwere Hantel, explodierte bei einem Kanonentest, wurde durch einen Sumoringer zerquetscht und starb durch eine Schalentierallergie.

Der Weg zum mythischen Wunschstern ist voller ungewöhnlicher Ereignisse. (Foto: Universal Pictures)

Visuell bahnbrechend

Visuell ist der letzte Wunsch bahnbrechend und übertrifft vieles, was Animationsfilme bislang zu leisten in der Lage waren. Szenenbildner Nate Wragg (wie sollte es anders sein, er hat auch an „Die Croods – Alles auf Anfang“ mitgewirkt), brachte das Feeling eines handgezeichneten Animationsfilms in das Kater-Abenteuer ein. „Es ist so, als würde man die Figuren in einem Gemälde platzieren, in ein illustriertes Märchenbuch“, erklärte Produzent Mark Swift. Der gestiefelte Kater ist ein Märchen. Also lassen wir den Film in der Welt stattfinden, in die er gehört – ein malerischer, illustrierter Stil. Man sieht all die plastischen, präzisen Details, die man mit CG-Animation assoziiert, aber aus der Entfernung sieht es dann aus wie mit einem Pinsel aufgetragen.“

Goldlöckchen hat die Karte zum mythischen Wunschstern erbeutet. (Foto: Universal Pictures)

Feinabstimmung der Geschichte zusammen mit den Schauspielern

Regisseur Joel Crawford berichtete: „Als wir mit der Feinabstimmung der Geschichte begannen, setzten wir uns mit jedem Schauspieler einzeln zusammen und gingen mit ihm durch die Handlung. Uns haute förmlich um, wie es ihnen gelang, starke und persönliche Motive in den Prozess einzubringen und damit Wertschätzung und Dankbarkeit als wichtige Themen in der Geschichte zu verankern.“

Seinen berühmten spanischen Akzent verdankt der Kater dem Schauspieler Antonio Banderas. Er synchronisiert ihn schon seit seinem ersten Auftritt in „Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück“ (2004) und verhalf ihn mit seinem Charme zu einem absoluten Publikumsliebling. So kommt es, dass der Schauspieler seit fast zwei Jahrzehnten mit dem Kater verbunden ist. Eine Eigenschaft liebt der spanische Schauspieler an dem Kater ganz besonders nämlich, „dass er ein Held ist und mit einem Akzent spricht. Und die bösen Jungs? Die haben keinen! Es ist eine wunderbare Dekonstruktion.“

Salma Hayek Pinault und Antonio Banderas auf der Film-Premiere in New York. (Foto: Universal Pictures)

Quinceañera feiern im Schwarzen Wald

Salma Hayek Pinault synchronisierte wie schon im ersten gestiefelten Kater-Film die Kitty Samtpfote. Eine unabhängige und schlagfertige Katzendiebin, der niemand außer vielleicht der gestiefelte Kater das Wasser reichen kann.

Hayek Pinault brachte auch einige wichtige Impulse in den Film ein, wie Regisseur Crawford erzählte: „Diese Geschichte hat komische und zugleich sehr prägnante Beziehungen zwischen Kitty, Perrito und dem Kater parat.“ Er schreibt es Salma zu, so eine Art Klebstoff zu sein, der die Dynamik des ungleichen Trios ganz natürlich durch den Film trägt. „Salma hat es einfach drauf, in jedem Auftritt die Wahrheit von Kitty zu finden.“ So war es Salmas Idee, wenn Kitty zu Beginn auf den Hund trifft, sehr harsch mit ihm zu sein. „Wir dachten, wie kann man denn so bösartig mit diesem armen Hund umspringen? Aber Salma argumentierte, dass Kitty ihn nicht kennt, warum sollte sie ihm vertrauen entgegenbringen? Sie war ihr ganzes Leben lang von Verbrechern umgeben. Keiner kann von ihr erwarten, dass sie ihre Meinung ändert. Es fühlte sich einfach richtig an, wie Kitty mit dem Kater und dem Hund umspringt. Sie half dabei, Perrito noch komischer erscheinen zu lassen.“

Hier an diesem Ort im „schwarzen Wald“ könnte sich Kitty vorstellen, ihre Quinceañera zu feiern. (Foto: Universal Pictures)

Außerdem suchte Salma für Kitty Gelegenheiten, wo sie ins Spanische überwechseln konnte. Dies gelang der Schauspielerin, als Kitty einen wunderschönen Wald sieht und (auch im deutschen) sagt: „Ich wünschte meine Quinceañera fände hier statt.“

Salma Hayek dachte sich, dass Mädchen diesen Satz lieben werden. Quinceañera nennt sich die traditionelle Feier in lateinamerikanischen Ländern, wenn Mädchen ihren 15. Geburtstag prächtig mit Abendkleid und festlicher Zeremonie feiern. Dabei wird der Übergang vom Kind zur Frau gefeiert.

Wagner Moura spricht den bösen Wolf. (Foto: Universal Pictures)

Ein etwas schrulliger böser Wolf

Der böse Wolf ist im Film ein ominöser Kopfgeldjäger und ein angsteinflößender Gegenspieler des gestiefelten Katers. Er ist unbarmherzig, blitzschnell und mit zwei Sensen bewaffnet. Zudem wird er angetrieben von einem langen gehegten Groll gegen den Kater. Seine Stimme erhielt er von dem Schauspieler Wagner Moura (Elysium/Sergio). Über ihn und seine Zusammenarbeit war der Regisseur Joel Crawford sehr erfreut: „Er erschien zur Arbeit mit seiner Kopie des Drehbuchs, die voller Anmerkungen war, voller Ideen. Wir haben richtig viel rumgespielt bei den Aufnahmesessions. Der Wolf ist von Natur aus angsteinflößend in der Geschichte, aber wir wollten das nicht so klischeehaft rüberbringen. Wagner stattete ihn mit einer einzigartigen Schrulligkeit aus, die hervorragend zum ultimativen Kopfgeldjäger passt.“

Der böse, böse Wolf schwingt die Sensen. (Foto: Universal Pictures)

Deutsche Synchronstimmen

Der Schauspieler und Synchronsprecher Benno Fürmann (Der gestiefelte Kater/Die Känguru-Verschwörung) gab dem gestiefelten Kater wieder seinen unnachahmlichen spanischen Akzent und sang zu Beginn des Films den Song „Fearless Hero“.

Moderator und Autor Riccardo Simonetti lieh seine Stimme dem niedlichen Perrito, der gerne ein Therapiehund wäre.

Der Schauspieler und Synchronsprecher Oliver Kalkofe („Sky Shark“s) sprach den Bösewicht und Kuchenmagnaten Jack Horner. Auf der Suche nach dem mythischen Wunschstern begleitet ihn eine Gewissensgrille, die ihm versucht zu erklären, dass sein Handeln moralisch mehr als verwerflich ist. Praktischerweise sprach Kalkofe die Gewissengrille gleich mit.

Ohne Gitarrenmusik geht beim gestiefelten Kater nichts

Die Filmmusik komponierte Heitor Pereira (Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss/Ask the Dust). Für die Figuren des gestiefelten Katers und Kitty Samtpfote nutzte der Komponist klassische Spanische und mexikanische Musikeinflüsse wie Flamenco-Schuhe, Kastagnetten und sogar einen spanischsprachigen Chor. Zudem kam ein Orchester mit zehn Gitarren zum Einsatz.

Die filmische Reise des gestiefelten Katers inspirierte Pereira dazu, die erklingende Flamencomusik mit neuer Größe und Tiefe anzureichern. „Mit Flamenco verbindet man sehr viel Schönheit, Energie, Leidenschaft und natürlich Mut“, sagte Pereira. „Weil der Kater von seinen neun Leben nur noch eines übrig hat, fügten wir Elemente von Angst und Disharmonie in die Musik, vor allem bei den Kämpfen zwischen dem gestiefelten Kater und dem Wolf. Dies erreichten wir mit dem Flamenco-typischen Stampfen der Füße als Effekt-Element.“ Die Musiker hantierten hierfür mit den Schuhen auf einer mit Mikrofonen ausgestatteten Plattform, die sie gebaut hatten, um einen tiefen Klang zu erzeugen, der den Raum zum Beben bringt. Dieses Stampfen wurde zum Herzschlag von Katers Ängsten.

Mit seinem Gesang und seiner Gitarre heizt der gestiefelte Kater sein Publikum ein. (Foto: Universal Pictures)

Da der Film selbst an klassische Westernfilme angelehnt ist, ließ sich Pereira auch von diesen inspirieren. „Was die Teile betrifft, die Western entlehnt sind, machten wir einen musikalischen Ausflug in die Welt der Filme von Sergio Leone und der Chöre, die das Filmmusik-Genie Ennio Morricone dafür einsetzte“, berichtete Pereira. Hierzu wurden ganz im Stil des großen Vorbildes Mundharmonikas und ein Pfeifkünstler in die Musik eingebunden.

(Quelle: Universal Pictures)

Ob der Kater noch einmal neue Leben bekommt, kann jeder derzeit im Kino sehen. „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“ ©Universal Pictures ist bereits auf DVD und Blu-ray vorbestellbar.