Behind the Scenes

Ticket nach Australien statt nach Bali

In der Komödie „Ticket ins Paradies“ fliegen Julia Roberts und George Clooney nach Bali, um ihre Tochter davon zu überreden, nicht übereilt den Hafen der Ehe anzusteuern. Die Screwball-Komödie entstand jedoch wegen der COVID-19-Pandemie nicht auf Bali, sondern an paradiesischen Orten in Australien.

M. Rösner | 27. Januar 2023

Der Regisseur Ol Parker (links) mit Julia Roberts und George Clooney während der Dreharbeiten zur Hochzeitssequenz. Klicke aufs Bild, um zum YouTube-Trailer zu gelangen. (Foto: Universal Pictures)

Wie es der Zufall will, müssen die beiden Streithähne Georgina Cotton (Julia Roberts) und David Cotton (George Clooney) während des Flugs nach Bali nebeneinandersitzen. Die beiden waren fünf Jahre verheiratet und David kann sich den bissigen Kommentar nicht verkneifen, dass es „die schlimmsten 19 Jahre meines Lebens“ waren – er rechnet die Erholung mit.

Das Beste aus dieser Ehe ist ihre Tochter Lily (Kaitlyn Dever), die nach ihrem Jura-Abschluss eine kleine Auszeit auf Bali nimmt und sich prompt in einen netten einheimischen Algenbauer verliebt – und ihn auch gleich heiraten möchte. Da ihre Eltern auch einst übereilt geheiratet haben, wollen sie ihr vor Ort diese Idee ausreden. Dafür raufen sie sich zusammen und versuchen mit kleinen gemeinen Tricks die Hochzeit zu verhindern.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Ol Parker (links) mit Maxime Bouttier, der den Verlobten und Algenbauer Gede spielt, mitten im Set der Algenfarm auf Long Island. (Foto: Universals Pictures)

Eine Geschichte aus dem Leben

Regisseur Ol Parker (Mamma Mia! Here We Go Again) hatte die Idee zum Film, während einem Mittagessen mit der Produzentin Sarah Harvey (Best Exotic Marigold Hotel). Sie erzählte ihm ihre Storyidee, die von einer geschiedenen Freundin inspiriert war. Dabei sah er den Film schon fast vor sich: Ein geschiedenes Paar, das bei dem Versuch, die Tochter von einer Spontanehe abzuhalten, bemerkt, dass vielleicht doch noch tiefere gegenseitige Gefühle füreinander bestehen. Am besten mit George Clooney und Julia Roberts in den Hauptrollen.

Zusammen mit Daniel Pipski (war u. a Produzent von Milk) begann Ol Parker an dem Drehbuch zu schreiben. Vom Stil her sollte der Film eine Screwball-Komödie werden. Hierfür orientierten sie sich an dem Screwball-Klassiker „Sein Mädchen für besondere Fälle“ (1940) von Howard Harks.

Sobald das Drehbuch „auf einem guten Stand war“, wie die Produzentin Harvey sagte, „brachten wir es zu Working Title, bevor wir es Universal vorschlugen“. In den 1990ern und 2000ern war die Produktionsfirma Working Title für viele Liebes-Kult-Blockbuster verantwortlich. Darunter „Notting Hill“ (1999), in dem auch schon Julia Roberts die Hauptrolle gespielt hatte. Obwohl romantische Komödien im Kino ein wenig aus der Mode gekommen sind, gaben alle grünes Licht für die Produktion.

Mama und Papa sind da! Georgina Cotton (Julia Roberts) und David Cotton (George Clooney) kommen am Strand von Bali an, der in Wirklichkeit ein Strandabschnitt der Whitsundays in Australien ist. (Foto: Universal Pictures)

Manchmal lohnt es sich, Faustregeln zu ignorieren

Wie Ol Parker erzählte, stand während der Entwicklung des Drehbuchs mit Daniel Pipski ein Gedanke immer im Mittelpunkt: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass – es ist Gleichgültigkeit.“ Aus diesem Grund ist der Umgang zwischen den beiden Hauptdarstellern im Film niemals desinteressiert, wie Parker weiter ausführte. „Sie gehen ständig aufeinander los und ihre Abneigung füreinander ist noch immer leidenschaftlich. Denn erst wenn die Leidenschaft stirbt, dann stirbt auch die Liebe.“ Während des gesamten Schreibprozesses waren Julia Roberts und George Clooney bereits in Gedanken dieses Paar. Doch erst als das Drehbuch fertig war, schickten sie es an die beiden Filmstars und fragten, ob sie bei dem Projekt dabei sind. „Es gibt die allgemeine Faustregel, dass man einem Schauspieler gegenüber niemals erwähnen sollte, wen man als Co-Star im Auge hat, wenn man ihm oder ihr das Drehbuch schickt, für den Fall, dass man die andere Person nicht bekommt“, gesteht Parker. „Aber in diesem Fall habe ich es beiden geschrieben und ihnen erzählt, dass ich mir den Film mit ihnen vorgestellt hatte. Mir war einfach sehr bewusst, dass er ohne sie kaum existieren könnte. Ich hatte keinen Plan B.“

Lily (Kaitlyn Dever) und Gedes (Maxime Bouttier) auf ihrer traditionellen balinesischen Verlobungsfeier umringt von Gedes Film-Familie. (Foto: Universal Pictures)

Jobabsprache zwischen Filmstars

Julia Roberts und George Clooney sind schon lange gut befreundet und haben in vier Filmen zusammengespielt, zuletzt in „Money Monster“ (2016). Über die Jobzusage sagte Clooney: „Ol Parker hat uns beiden das Drehbuch gleichzeitig geschickt und gemeint, er hätte die Rollen für Julia und mich geschrieben. Also las ich es, rief sie danach sofort an und sagte: ͵Ich machs, wenn du es machst.ʹ Und sie sagte: ͵Tja, ich mach es, wenn du es machst.ʹ Und kurze Zeit später waren wir auf dem Weg nach Australien.“

Ihre Freundschaft übertrug sich auch auf die Arbeit am Film, wie Julia Roberts erzählte: „Ich denke, es bereitet uns beiden viel Freude, einander Spaß zu bereiten. Dadurch war jeder Tag für mich eine neue Suche nach Wegen, George zum Lachen zu bringen. Wir legen beide ungemein viel Wert darauf, für eine Umgebung zu sorgen, in der andere sich bei der Arbeit kreativ und glücklich fühlen. Das bringt das Beste in allen zum Vorschein.“

Noch wird geplauscht. Doch gleich führen Kaitlyns Eltern eigenwillige „oldschool“-Tanzmoves vor. (Foto: Universal-Pictures)

Trinkszene mit viel Gelächter

Regisseur Ol Parker berichtete lächelnd über die Zusammenarbeit mit den beiden berühmten Filmstars, dass er und sein Team „einfach die Kamera einschalten und uns zurücklehnen konnten“. Tatsächlich führten sie vor dem Dreh nicht einmal offizielle Proben durch. „George und Julia kamen jeden Tag mit den Drehbuchseiten der Szene zum Set, die wir drehen wollten“, so der Produzent Tim Bevan (Bridget Jones’ Baby/Cyrano). „Das erste Mal, wenn wir eine Szene durchgingen, lasen sie einfach ab. Dann legten sie die Seiten weg und wir konnten fast immer direkt mit einem Take loslegen und machten fast nie mehr als drei davon, weil sie beide wussten, dass sich die Frische der Texte nur übertragen würde, solange sie wirklich frisch waren. Es war eine absolute Lehrstunde für komödiantisches Spielen.“

In einer Szene blicken David und Georgia ziemlich tief ins Glas und tanzen in einer Bar auf dem Markt miteinander. Ihr Tanzstil ist ziemlich eigenwillig. „Die Trinkszene war eine, auf die sich, glaube ich, alle besonders gefreut haben“, so Roberts. „Eine große lustige Szene mit einem Großteil der Besatzung. Das Tanzen wurde vorab besprochen, aber an dem Tag machten wir dann, was immer uns in dem Moment einfiel. Am Ende war es mit jedem Take anders. Ich erinnere mich, dass mir später an diesem Abend sehr warm war, ich verschwitzt und müde war. Und meine Wangen taten weh, weil ich so über George gelacht hatte!“

Das Filmteam nimmt erste Kamera-Einstellungen vor am „schönsten Ort auf der Welt“. (Foto: Universal Pictures)

Gede und die balinesische Lebensweise

Kaitlyn Dever (Booksmart/Dopesick) spielt die Film-Tochter Lily, die erst auf Bali bemerkt, dass sie bisher ständig versuchte, ihre Eltern glücklich zu machen und nicht sich selbst. Durch ihre Liebe zu einem balinesischen Algenbauer bemerkt sie schließlich, dass ihr Platz nicht in einer Anwaltskanzlei ist, sondern bei Gede auf der Algenfarm. Gede wird von Maxime Bouttier (Mr. Midnight: Vorsicht vor den Monstern!) gespielt, der es schätzte, dass der Charakter sowohl weltoffen als auch eng mit seinen kulturellen Bräuchen verbunden ist. „Gede arbeitet als Algenbauer, weil er weiß, dass es dabei um ein Kompromissgeschäft mit der Natur geht, und ich glaube, das ist eine sehr balinesische Lebensweise. Ich denke, das war die Botschaft, die Ol dem Publikum mitteilen wollte, im Prinzip zur Natur zurückzufinden.“

Hochzeit auf balinesisch: Die Braut wird von ihren „Brautjungfern“ zum Altar begleitet. (Foto: Universal Pictures)

Balinesischer Kulturberater wurde Gedes Film-Vater

Dem Regisseur Ol Parker war es wichtig, die balinesische Kultur einschließlich ihrer Rituale im Film detailgetreu darzustellen. Dazu gehört die schmerzhafte Zahnfeilzeremonie, unter der Gede kurz vor der Hochzeit leiden muss. Heutzutage wird diese „Eckzahnfeilung“ auf Bali allerdings nur noch symbolisch von einem Priester durchgeführt.

Als Kulturberater stand ihm Pak Agun zur Seite. Vor den Dreharbeiten erklärte er Ol Parker voller Enthusiasmus die verschiedenen Teile der Hochzeitszeremonie. Parker war von seinem Charisma begeistert. „Zu diesem Zeitpunkt suchten wir noch immer nach jemanden, der im Film Gedes Vater spielen würde. Ich hatte mir viele Leute angesehen und ihn noch nicht wirklich gefunden.“ Nach diesem Gespräch fragte der Regisseur spontan den Kulturberater, ob er nicht für die Rolle vorsprechen möchte. Nach „drei Sätzen“ war Parker restlos überzeugt und Pak Agun hatte die Rolle in der Tasche.

Eine Hochzeit ganz in der balinesischen Tradition. (Foto: Universal-Pictures)

Auftrag: Sehnsuchtsorte finden

Ol Parker beauftragte die Location-Managerin Lauren Cooper für den Film Orte zu finden, bei denen die Zuschauer sofort nach dem Sehen des Films einen Flug buchen und ihre Taschen packen wollen. Da die Crew wegen COVID-19-Beschränkungen zunächst nicht auf Bali drehen konnte, wurde der Hauptdrehort nach Australien verlagert. Wodurch die Liebeskomödie mit den wunderschönen tropischen Bildern hauptsächlich auf den Whitsunday Islands vor der Küste von Queensland im Osten Australiens entstand.

Ein Schlüsselschauplatz im Film ist das Palm Bay Resort in Long Island, einer kleinen Nachbarinsel von Whitsunday Islands. Da das kleine Resort während der Pandemie geschlossen war und kein Boot rausfuhr, gelang es Lauren Cooper einen Einheimischen zu überzeugen, sie mit einem Jetski dorthin zu fahren, um es zu erkunden. Da der Regisseur nicht vor Ort sein konnte, sah er sich die Bilder von Cooper genau an und musste feststellen: „Die am weitesten entfernten Orte, die sie mit ihrem Jetski aufspürte, wurden die, die ich am meisten liebte.“

„Ich schau mir diesen Mist an. Das nennst du Sonnenuntergang?“ David Cotton zu seiner Tochter, die ihn nach der Hochzeitszeremonie alleine und melancholisch am Strand vorfindet. (Foto: Universal Pictures)

Palm Bay Resort wird Gedes traumhafte Algenfarm

Im Palm Bay Resort konnte das Produktionsteam die bereits existierenden Gebäude des Hotels benutzen. Der Produktionsdesigner Owen Paterson (Jumanji: Willkommen im Djungel/Matrix) fügte zusammen mit seinem Team noch unzählige Details hinzu, damit es wie eine traumhafte balinesische Algenfarm aussieht. Wodurch sich im Film Lily nicht nur in Gedes, sondern auch gleich in seine Arbeitsstätte verliebt.

Das Produktionsdesignteam verließ sich bei vielen Elementen seiner Arbeit vor Ort in Australien auf balinesische Kulturberater. Außerdem zog Produktionsdesigner Owen Paterson während seiner Planung viele Bilder und Reiseführer über Bali zurate.

Als der Film abgedreht war, wurde ein Effektteam nach Bali geschickt, um Bilder der verschiedenen realen Orte einzufangen, die dann in einige der Schauplätze des Films eingefügt wurden.

Quelle: Universal Pictures

„Ticket ins Paradies“ ist auf DVD und Blu-ray erhältlich.